31 Dez 2014

Wachsende Probleme mit MRSA aus dem Schweinestall?

Dänemark ist ein Land mit hoher Schweinedichte und dänische Wissenschaftler befassen sich bereits seit Jahren mit multiresistenten Keimen, die aus der Landwirtschaft stammen. Der vor allem in Schweineställen am häufigsten vorkommende MRSA-Typ trägt die Bezeichnung CC398. Prinzipiell ist diese Form des Bakteriums zwar resistent gegen verschiedene Antibiotika, aber bei geringerer Pathogenität als andere Typen („Krankenhauskeime“). Der Prozentsatz an Infektionen oder gar Todesfällen ist deutlich geringer, als bei anderen MRSA-Typen.

Im Jahr 2013 führte die Besiedlung mit CC398 in 24% der Fälle zu einer Infektion, im Vergleich zu einer Infektionsrate von 53% bei den anderen MRSA-Typen. Infolge schwerer Bakteriämie und Blutvergiftung verstarben innerhalb von 30 Tagen 3% der mit CC398 infizierten Patienten, jedoch waren es 32% unter den mit einem der restlichen Typen Infizierten.

Jedoch steigen seit Jahren die Besiedlungsraten unter der dänischen Bevölkerung an. Nicht nur Schweinehalter und Tierärzte tragen CC398 auf Haut und Schleimhäuten. Zunehmend sind auch deren Angehörige und sogar ihre Nachbarn betroffen. Im Jahr 2007 zeigten nur 2,1% der Isolate CC398, bis 2013 jedoch stieg dieser Anteil auf 30,7% und im Zeitraum von Januar bis April 2014 sogar auf 35,8%.

Auch wenn CC398 auf Schweinefleisch gefunden werden kann, gibt es keine Hinweise, dass Kochen und Verzehr zu Infektionen führt. Die Gefahr einer Übertragung von Mensch zu Mensch ist geringer als bei den anderen Formen und schließlich zeigen einige Studien, dass auch die durchschnittliche Besiedlungsdauer kürzer als bei anderen MRSA-Typen ist.

Dies alles aber kann kein Grund zur Entwarnung sein. Ursprünglich stammt der Keim vom Menschen, wurde auf das Schwein übertragen und entwickelte in den Tieren zunächst eine Resistenz gegen Tetracyclin und später gegen Methicillin. Und so ist es durchaus möglich, dass CC398 sich nochmals weiterentwickelt und „aggressiver“ wird.

Dies wäre eine viel ernstere Bedrohung für die gesamte Bevölkerung und, zusammen mit den hohen Besiedlungsraten bei Tierhaltern und Tierärzten, ein Grund mehr für entschlossenes Handeln. Impfstrategien und Hygienekonzepte die es erlauben, den Antibiotikaeinsatz in der Nutztierhaltung auf ein Mindestmaß zu senken, gibt es bereits. Allerdings werden sie noch nicht flächendeckend umgesetzt.

Auch unter diesem Gesichtspunkt, darf man gespannt sein auf die Ergebnisse des Antibiotika-Monitorings in Deutschland. Bringen sie neue Hinweise auf erfolgreiche Strategien jener Schweinehalter mit dem geringsten Antibiotikaverbrauch? Es wäre jedenfalls keine Überraschung.

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